Patchwork: Was Du über diese Handarbeitstechnik wissen musst!

Aus Resten etwas Neues schaffen – was wie das Credo des modernen Recyclings klingt, ist eine uralte Methode, die Menschen überall auf der Welt schon vor Tausenden von Jahren anwandten. Textilien waren nicht einfach herzustellen und kostbar. Jeder Lumpen oder Flicken wurde aufbewahrt und nach Möglichkeit wieder verwendet. So entstand die Kunst des Patchworks, die bis heute zu den beliebtesten Handarbeitstechniken gehört. Wer wissen möchte, wer das Patchwork erfunden hat, warum es so beliebt ist und welche Stoffe sich besonders gut zum Verarbeiten eignen, darf hier weiterlesen.

Wie wird Patchwork definiert?

Der Begriff 'Patchwork' kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt 'Flickwerk' (engl.: to patch – flicken). Beim Patchwork werden Flicken unterschiedlichen Materials, Musters und unterschiedlicher Farbe nebeneinander und übereinander zusammengenäht, um eine neue Textilie herzustellen. Das dabei so charakteristische Flickenmuster bezeichnet man als Patchworkmuster.

Wo beginnt die Geschichte des Patchworks?

Die Patchworktechnik ist eine der ältesten Handarbeitstechniken überhaupt: Als ältester Fund gilt ein ägyptisches Grabtuch aus dem Jahr 980 vor Christus, das im Ägyptischen Museum in Kairo aufbewahrt wird. So nimmt man an, dass die Kunst des Patchworks ihren Ursprung im Orient fand. Ägyptische Wandmalereien von Patchworkarbeiten aus dem 9. Jahrhundert stützen diese These. Vom Orient aus gelangte die Textiltechnik über Mittelasien nach Japan und China und verbreitete sich ab dem 11. Jahrhundert auch in Europa. Stellte man mit dieser kunstvollen Handarbeitstechnik zunächst vor allem Wandbehänge für Kirchen her, folgten schon bald Fahnen, Kleidung und Decken. Patchwork entwickelte sich im Mittelalter zu einer der meist verwendeten Handarbeitstechniken.
Im 19. Jahrhundert nahmen die europäischen Auswanderer ihre Handarbeitskünste mit nach Nordamerika. Dort entwickelten die Siedlerfrauen bei der Herstellung warmer Decken einige der bekanntesten Patchworkmuster und begründeten eine Patchwork-Tradition, die heute vor allem noch von den Amish People in Nordamerika gepflegt wird.

Welche Stoffe eignen sich besonders für Patchwork?

Am leichtesten verarbeiten lassen sich Stoffe aus reiner Baumwolle mit mittelfestem Gewebe. Leichte, dünne Gewebe reißen schnell, dicke sind schwer zu verarbeiten. Bevor Du mit dem Handarbeiten beginnst, solltest Du die infrage kommenden Stoffe heiß waschen und glattbügeln, da Baumwolle schnell einläuft und beim Waschen Farbe abgibt. Bei den Mustern hast Du die Auswahl zwischen klein gemusterten, mittelgroß und grob gemusterten Patchworkstoffen. Flicken mit kleinen Mustern sind effektvoller und verleihen einer Textilie eine feinere Struktur, während Stoffe mit größeren Mustern den Eindruck erwecken, es seien mehr Flicken verwendet worden.

Applikation oder doch Mosaik?

Beim Patchwork unterscheidet man zwei Techniken: das Mosaik-Patchwork (pieced work), bei dem die Stoffflicken aneinander genäht werden, und die Applikation (Aufnäharbeit), bei der Stoffreste kunstvoll übereinander gelegt und fixiert werden. Die Technik der Applikation wird besonders dann angewandt, wenn Motive entstehen sollen.

Warum ist Pieced Work so begehrt?

Noch immer haben Patchworkarbeiten ein hausmütterliches Image: Sie gelten als altmodisch und wenig trendy. Dass es auch anders geht, zeigten die kreativen Köpfe bekannter Modelabel wie Francisco Costa (Calvin Klein), Kate und Laura Mulleavy (Rodarte) oder Angela Missoni (Missoni) und brachten in ihren letzten Kollektionen kunstvolle Patchwork-Kreationen auf den Laufsteg. In farbenfrohen Mänteln, Röcken und Kleidern aus scheinbar zufällig angeordneten Stoffen liefen Models über die Laufstege Mailands, New Yorks und Paris und begeisterten die Modewelt. Die Kleider aus Patchworkmustern sind echte Hingucker und zeigen Mut zu Mustern und Farben. Sie betonen die Individualität ihres Trägers, denn kein Flickwerk gleicht dem anderen.